Der definitive Eintritt von Uranus ins Stierzeichen

 

Langsame Planeten wie Uranus, Neptun und Pluto brauchen meist zwei Anläufe, bis sie definitiv in einem neuen Zeichen Platz nehmen. Dabei entspricht der erste Eintritt häufig einem Probelauf von einigen Monaten, bevor mit dem definitiven Eintritt die Qualität der neuen Planeten-/Zeichen-Kombination richtig spürbar wird. Manchmal ist es auch so, dass mit dem ersten, provisorischen Eintritt bestimmte Themen angezeigt werden, während der definitive Ingress eine andere Gruppe von Entsprechungen aufzeigt.

Beim letzten Zeichenwechsel des Uranus (ins Widderzeichen) war der definitive Eintritt im März 2011 jedenfalls wesentlich spektakulärer als das, was sich während der provisorischen Phase im Jahre 2010 abzeichnete: Am 11. März 2011 kam es am Tag des definitiven Uranus-Ingresses ins Widderzeichen in der Gegend von Sendai in Japan zu einem schweren Erdbeben der Stärke 9.0, welches zu einem Tsunami Anlass gab, der am nächsten Tag zur Explosion des Atomkraftwerks Fukushima führte. Das Erdbeben ereignete sich 19 Stunden vor dem Ingress, die Explosion des Atomreaktors knapp sechs Stunden danach.

Eine derart exakte Gleichzeitigkeit des Zeichenwechsels eines Langsamläufers mit einem Naturereignis ist selten. Am ehesten erinnern uns die Phänomene um den Zeichenwechsel des Uranus in den Widder im Jahre 2011 an den Zeichenwechsel des Pluto ins Schützezeichen, als am 17. Januar 1995, 20 Minuten nach einem Vollmond und 13 Stunden vor dem Ingress, das Erdbeben von Kobe, Japan, stattfand, welches zu mehr als 4500 Toten führte (Uranus stand damals in einer Konjunktion von 9 Bogenminuten mit der Sonne des Vollmondes).

Häufig haben wir es aber beim Zeichenwechsel eines Langsamläufers nicht mit Natur-, sondern mit Mensch-gemachten Katastrophen zu tun. Ein Beispiel dafür bietet der Wechsel des Uranus ins Fischezeichen im Jahr 2003. Dieser erfolgte am 10. März 2003. 10 Tage später wurde dann, am 20. März, vom amerikanischen Präsidenten G. W. Bush der folgenreiche Irakkrieg der USA und einiger Alliierter gegen Saddam Hussein gestartet, unter dem Vorwand der Ausschaltung dessen „Massenvernichtungswaffen“, der mehr als 10 Jahre dauerte. So gesehen kam es seit Beginn dieses Jahrhunderts bei jedem Zeichenwechsel des Uranus (entweder provisorisch oder definitiv) zu einem Ereignis, das in seiner Bedeutung die ganze Welt betraf. Ob das auch für den gegenwärtigen Uranus-Zeichenwechsel der Fall sein wird, muss sich noch weisen. Je nach dem Zeichen, um welches es sich beim Ingress handelt, sehen die Entsprechungen allerdings unterschiedlich aus:

Der Wechsel des Uranus ins Fischezeichen im Jahre 2003 war von einer verhängnisvollen und fehlgeleiteten Handlung begleitet, bei welcher Täuschung und ein Griff nach dem Erdöl (beides Neptun- und Fische-Entsprechungen) im Spiel waren. Der nächste Übergang von Uranus ins Widderzeichen fiel zusammen mit der Naturgewalt des verheerenden Erdbebens vom 11. März 2011, welches die ungenügende Absicherung und die Gefahren der Atomtechnologie vor Augen führte. Die Katastrophe von Fukushima hatte zur Folge, dass eine ganze Reihe von Ländern beschloss, in Zukunft ganz auf Atomkraftwerke zu verzichten.
 

Entsprechungen zum Zeichenwechsel in das Stierzeichen

Mit dem Übergang des Uranus ins Stierzeichen vom 6. März dieses Jahres dürften allerdings andere Entsprechungen anstehen. Zunächst einmal steht in keiner Weise fest, dass wir es mit derart gravierenden Ereignissen zu tun haben müssen, wie im März vor 8 und 16 Jahren – mit Ingressen, die auch kalendermässig sehr nahe beieinander lagen, nämlich dem 10. und dem 12. März. Zusammen mit dem diesjährigen Uranus-Ingress ins Stierzeichen vom 6. März, führen diese Daten zu Sonnen-Stellungen, die von 15–21 Grad Fische variieren und - aufgrund einer besonderen 8-Jahresymmetrie - auch zu Venus-Stellungen, die zwischen 6–12 Grad Wassermann liegen.

Damit ist das Faszinierende, dass der Uranus am 6. März nicht nur ins Venus-Zeichen Stier eintritt, sondern die Venus – wie bei allen vorhergehenden Uranus-Zeichenwechseln dieses Jahrhunderts – sich zugleich im Uranus-Zeichen Wassermann befindet.

Dies liefert uns möglicherweise einen Hinweis auf das, was um den 6. März zu erwarten ist: Form (Venus und Stier) wird plötzlich (Uranus) verändert. Das Gleiche kann aber auch für unser Haften und die Abhängigkeit von Besitz, ebenfalls Entsprechungen der Venus und des Stierzeichens, gelten. So können um diese Zeit Ereignisse stattfinden, die uns dazu veranlassen, mit unserer Suche nach Sicherheit im Materiellen anders umzugehen. Vielleicht wird uns bewusst, dass das Sein wichtiger ist als das Haben.

Suchen wir nach konkreten Entsprechungen, können wir – mit Pluto am absteigenden Mondknoten – auch dieses Mal Natur und Atomkatastrophen nicht ausschliessen. Es könnte, aufgrund der Stierkomponente, aber auch Entsprechungen geben, die mit Nahrung, Geld oder Währungen zu tun haben. Ein plötzlich erwachendes oder dringlich werdendes Bewusstsein unserer Gefährdung durch den Klimawandel kann dazu gehören. So entspricht es vielleicht bereits dem bevorstehenden Zeichenwechsel des Uranus ins Stierzeichen, dass die Jugend und die Millennials (die zwischen 1980–2000 geborene Generation) den etablierten Generationen ihrer Eltern oder Grosseltern Dampf machen, damit etwas verändert wird und die Menschheit nicht aufgrund des Aufrechterhaltens alter Gewohnheiten Klimasituationen schafft, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. In den USA fordert die Generation der Millennials auch eine gerechte Verteilung der Ressourcen auf die Einwohner des Landes und greift damit frontal die kapitalistische Gesellschaft an. Auch solche unerwarteten und plötzlich aufkommenden Angriffe auf Formen des Kapitalismus, die für das Establishment selbstverständlich sind, kann zum Wechsel des Uranus ins Stierzeichen gehören.
 

Datensammlungen als neues Kapital

Dabei wird uns erst jetzt richtig bewusst – entsprechend der Tatsache, dass die wertvollsten Firmen von heute IT-Unternehmen sind – dass die neuen Kapitalisten jene sind, die über riesige Kundendatensammlungen verfügen.  Kennt man das individuelle Profil und die Vorlieben von Hunderten Millionen Konsumenten, lässt sich ohne Streuverluste gezieltes Marketing durchführen. Die Menschen können mit genau jener Botschaft angesprochen werden, für die sie empfänglich sind. Dies kann länderübergreifend durchgeführt werden, womit nationale Grenzen keine Barriere mehr darstellen. Durch entsprechende Angebote werden über die sozialen Medien die Menschen dazu verführt, auch ihre intimsten Vorlieben dem Netz anzuvertrauen, was von den Konsumenten aus Bequemlichkeit und aufgrund eines Gefühls, einer grossen Familie anzugehören, gerne und ohne Entschädigung getan wird. Eine überzeugendere Entsprechung von Uranus in Stier als das Kapital, welches sich aus einer Riesenzahl von elektronischen Kundendaten zusammensetzt, lässt sich kaum vorstellen.

Das Ganze hat auch politische Implikationen. So kann ein autokratisches Regime aufgrund eines lückenlosen Wissens nicht nur über die Konsumpräferenzen, sondern auch die politische Ausrichtung seiner Bürger, weitestgehende Kontrolle über diese ausüben. Aufgrund der grenzüberschreitenden Zirkulation von Daten können sogar politische Entwicklungen in anderen Ländern in die Richtung gesteuert werden, die den eigenen nationalen Interessen dient. Auf diesem Hintergrund lässt sich im Zusammenhang mit dem Kampf um die Weltherrschaft der Versuch der USA deuten, die chinesische Firma Huawei möglichst von einer starken Präsenz in den verschiedenen Ländern der Welt fernzuhalten. Dabei wird davor gewarnt, dass – bei mangelnder Abgrenzung zwischen Firmen und Staat – der chinesische Staat sich auf diese Weise über die Kontrolle der verwendeten Smartphones Informationen über die Profile der Bürger der ganzen Welt verschaffen könnte, was es auch ermöglichen würde, diese nicht nur auszuhorchen, sondern nach Bedarf zu manipulieren.

Tobte beim letzten Durchgang von Uranus durch das Stierzeichen von 1934–1942 der Kampf zwischen dem liberalen Westen unter Führung der USA und dem faschistischen Block, angeführt von Deutschland und Japan, um die Beherrschung der Atomtechnologie, hat sich dieser nun auf den Machtkampf zwischen den USA und China (unterstützt von Russland) um die Kontrolle der kommerziellen und politischen Profile der Bürger dieser Welt verlagert. Den damals anstehenden Entwicklungsschritt konnte man darin erblicken, der Materie (Stier) die in ihr gespeicherte Energie durch Atomspaltung (Uranus) zu entlocken. Dieses Mal richtet sich das Interesse auf die Vorlieben der Menschen, auf das, was sie zum Ticken bringt, und auf die Werte, die sie hochhalten und für welche sie bereit sind, ihr Geld auszugeben und sich politisch zu engagieren. Ein weiterer Schritt der droht, ist die Kontrolle über das Erbgut. An diesem Punkt sind wir aber noch nicht angelangt.
 

Zeitqualität und Synchronizität

Zum Schluss möchte ich auf eine philosophische Entsprechung hinweisen, die sehr gut in das hineinpasst, was wir in diesen Tagen mit dem zeitgleich stattfindenden Neumond vom 6. März im Fischezeichen erwarten können:

Die westliche Naturwissenschaft neigt, im Gegensatz zu früheren Kulturen, dazu, sämtliche physikalischen Phänomene ausschliesslich nach dem Ursache/Wirkungs-Prinzip zu deuten. Auch wenn im Traum die Dinge ganz anders verlaufen, hat dies nichts zu bedeuten, denn das Ursache/Wirkungs-Prinzip wird als einzig gültiges anerkannt. Nun scheint sich aber Uranus im Stier über allgemein anerkannte und zur Norm erhobene Denkformen und Erklärungsmodelle hinwegzusetzen. Dies hat einerseits problematische, andererseits positive Entsprechungen. Zu den problematischeren Seiten gehört, dass allgemein anerkannte Prinzipien der Gleichstellung der Menschen und der Demokratie – Errungenschaften der Aufklärung – unter solchen Konstellationen infrage gestellt werden, was dazu führt, dass die Bereitschaft zunimmt, sich von Populisten verführen zu lassen. Dies war auch so, als Uranus letztmals 1934 ins Stierzeichen trat. Es gab aber auch damals inspirierende Entsprechungen:

Zu jener Zeit hatte der Psychologe C. G. Jung mit dem Physiker Wolfgang Pauli einen berühmten Patienten. Dessen Therapie wurde im Jahre 1934, mit dem Zeichenwechsel des Uranus, beendet und es begann zwischen dem in Zürich praktizierenden Psychologen und dem an der ETH tätigen Pauli ein reger Briefwechsel und später auch ein lebendiger Austausch in Form von geselligen Diskussionsabenden, die in Jungs Haus am Zürichsee bei Wein und Speise stattfanden. Ein wichtiges Thema, über das sich die beiden unterhielten, betraf ein Prinzip, welches Jung als Synchronizitätsprinzip bezeichnete, und das einen sinngemässen Zusammenhang zwischen Dingen, die nicht miteinander kausal verbunden sind, beschreibt. Dabei war es zur Zusammenarbeit zwischen Pauli und Jung auch deshalb gekommen, weil Pauli die Erfahrung machte, dass es in seiner Gegenwart häufig zum Bersten von Apparaturen kam, auch wenn er diese nicht berührte (der sogenannte „Pauli-Effekt“). Die gegenseitige Befruchtung zwischen dem innovativen Psychologen und dem Physiknobelpreisträger resultierte schliesslich im gemeinsamen Werk „Synchronizität als ein Prinzip akausaler Zusammenhänge“, welches ca. 20 Jahre später, Anfang der Fünfzigerjahre, veröffentlicht wurde.

Damit war das Diktat der westlichen Naturwissenschaft, wonach es ohne Ursache keine Wirkung gibt, durchbrochen. Dass so getan wird, wie wenn dieses nach wie vor als einziges Gültigkeit hat, zeigt, wie schwer es Neuerungen haben, um sich durchzusetzen, wenn sie etablierte Paradigmen infrage stellen. Der neuerliche Eintritt von Uranus ins Stierzeichen kann für uns allerdings der Moment sein, uns solchen Erkenntnissen zu öffnen, und der Neumond in Fische, der während des ganzen Monats März wirkt, dürfte uns dafür sensibilisieren, für eine Erweiterung unseres Bewusstseins offen zu sein. Indem wir für Dinge, die uns bisher paradox erschienen, Erklärungen zulassen, wenn diese plausibel sind, auch wenn sie nicht ins Korsett des strikten naturwissenschaftlichen Denkens passen.
 

Werte und Bindungen einer Prüfung unterziehen

Der Eintritt von Uranus in Stier kann aber auch bedeuten, dass wir Werte und Beziehungen, auf die wir uns bisher abstützten, einer Prüfung unterziehen. Drängen sich uns neue Prioritäten auf, kann dies bedeuten, uns von überholten Abhängigkeiten und Bindungen zu lösen. So kann es uns klar werden, dass wir nicht den Ballast der Vergangenheit mitschleppen und gleichzeitig die Hoffnung hegen können, uns zu erneuern. Dabei sollten wir allerdings behutsam vorgehen. Nur wenige Stunden vor dem Eintritt des Uranus ins Stierzeichen wird nämlich, am Abend des 5. März, Merkur rückläufig, und diese Bewegung dauert bis zum 28. März. Die rückläufige Bewegung des Merkur kann, zusammen mit dem Fische-Neumond in Konjunktion mit Neptun, einen Mangel an Klarheit erzeugen. Die Zeit ist zwar günstig, um Inspirationen für neue Visionen zu schöpfen, aber man sollte sich bei der Implementierung sich scheinbar aufdrängender konkreter Massnahmen zurückhalten. Zu gross ist die Gefahr, dass wir uns, wenn es um Konkretes geht, in der Einschätzung unserer Möglichkeiten täuschen.

Wenn Sie sich dafür interessieren, wie sich der Planet Uranus als zeitliche Auslösung bei Ihnen auswirken könnte und welche Chancen damit verbunden sind, neu sich bietende Gelegenheiten zu nutzen, empfehlen wir Ihnen unser Online-Produkt „Persönliche Wendezeit“ oder die „Grosse Jahresvorschau“, die die Beschreibung der „Wendezeit“ beinhaltet. (Sollten Sie aber bereits im Besitz einer „Grossen Jahresvorschau“ sein, die die kommende Zeit abdeckt, erübrigt sich diese Empfehlung.)

Claude Weiss

 

Fachzeitschrift - Astrologie Heute

 

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