Die Botschaft des Oster-Vollmondes

 

Das Osterfest fällt dieses Jahr mit einem bemerkenswerten Vollmond zusammen. Dieser ereignet sich am Freitag, den 19. April (Karfreitag), auf der Widder/Waage-Achse in enger Verbindung mit dem Planeten Uranus. Immer wenn Uranus im Spiel ist, kann man davon ausgehen, dass die Dinge anders ablaufen als gewöhnlich. So auch beim diesjährigen Osterfest. Traditionell fällt Ostern immer auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Dieser fand jedoch 2019 bereits am 21. März statt. Entsprechend hätten wir Ostern am 24. März feiern müssen. Für die Berechnung von Ostern ist aber von der Kirche generell der 21. März als Frühlingsbeginn festgelegt, auch wenn er astronomisch wie dieses Jahr am 20. März erfolgt. Aus diesem Grund wird erst der nächste Widdervollmond vom 19. April für die Bestimmung von Ostern herangezogen.


Vollmond April 2019
19.04.2019, 13:12 LT, 11:12 GT
Zürich, CH (50N50, 04E20)
 

Dieses sogenannte „Osterparadoxon“ fällt zusammen mit der seltenen Anwesenheit von zwei Vollmonden auf der Widder/Waage-Achse. Denn bereits der Vollmond vom 21. März fand auf dieser statt. Zwischen diesen beiden Vollmonden ereignete sich am 5. April ein Neumond. Sowohl die beiden Vollmonde als auch der Neumond weisen markante Signaturen auf. So nahm beim Vollmond vom 21. März Chiron eine zentrale Position ein, während der Neumond vom 5. April unter der Ägide von Saturn und Pluto am Südknoten stand und beim Vollmond vom 19. April, wie erwähnt, Uranus im Fokus steht.
 

Die Basis für wichtige Veränderungen in uns legen

Bei Uranus geht es immer um die Themen Veränderung und Erneuerung. Und um Freiheit. Entsprechend animiert uns der jetzt vor uns liegende Vollmond dazu, einen neuen Akzent in unserem Leben zu setzen. Vielleicht sogar eine richtungsweisende Entscheidung zu treffen. Um die innovative Kraft von Uranus vollumfänglich nutzen zu können, gilt es jedoch, uns in den Tagen bis zum Vollmond offen und ehrlich mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wahrscheinlich können wir dieser auch gar nicht aus dem Wege gehen. Denn alte Themen, Ängste und Muster dürften sich nun verstärkt melden. Frühere leidvolle Erfahrungen und erlittener Schmerz drängen in unser Bewusstsein, wollen angeschaut, wahrgenommen und losgelassen werden. Wir spüren ein grosses Bedürfnis uns von all dem, was für uns nicht mehr stimmig ist, weil es zu eng, zu anstrengend ist und viel zu viel Lebensenergie und Freude absorbiert, zu trennen.

Vielleicht steigt der Druck in uns gar so stark an, dass wir gar nicht mehr anders können, als einen Schlussstrich zu ziehen. Befreiungsschläge können jetzt durchaus ihren Sinn haben. Wenn etwas unerträglich wird, wir das Gefühl haben, im nächsten Moment aus der Haut zu fahren, ist es durchaus sinnvoll, einen radikalen Schritt zu wagen und sich damit Luft zu verschaffen. Wie in einem Raum, in dem dicke Luft herrscht und man das Gefühl hat, nur noch raus an die frische Luft und tief durchatmen zu wollen.
 

Loslassen, um frei zu werden

Bei einem stark gestellten Uranus besteht immer eine gewisse Gefahr, zu schnell, zu plötzlich, zu unüberlegt zu handeln. Wir kennen das von uns oder von anderen, wenn in aufgeladenen Situationen die Sicherungen durchbrennen und es zu Kurzschlussreaktionen kommt. In diesem Fall besteht aber dafür meiner Meinung keine allzu grosse Gefahr. Ausser eine Situation wird wirklich unerträglich. Denn der Neumond mit seinem starken Aspekt zu Saturn und Pluto hat eine eher bremsende Wirkung. Dieser Aspekt, der den gegenwärtigen Sonne/Mond-Zyklus in seiner Gesamtheit prägt, weil er die Basis legt für alles, was sich in seinem Verlaufe ereignet, bewirkt eher ein vorsichtiges, bedächtiges Vorgehen. Im Kern geht es bei diesem Zyklus ums Loslassen, um frei zu werden für den nächsten Schritt auf unserer Reise zu uns selbst. Doch loszulassen -  so sehr wir auch spüren, dass es an der Zeit oder sogar längst überfällig ist - bereitet uns in der Regel grosse Angst. So können wir davon ausgehen, dass wir jetzt nicht leichtfertig etwas hinschmeissen oder beenden, quasi aus einer Laune heraus. Unsere Furcht oder positiver ausgedrückt unsere Vorsicht bringt uns dazu, die Dinge genau zu prüfen und mit Bedachtsamkeit und einer gehörigen Portion Respekt anzugehen.
 

Tiefe Prozesse

Es geht im Moment um sehr tiefe Prozesse, nämlich um ein grundlegendes Verstehen, wie wir wurden, was wir sind, beziehungsweise, was uns geprägt und geformt hat. Wir werden zurzeit mit wichtigen Wegmarken, Ereignissen und Prägungen unserer Biografie konfrontiert – freiwillig oder unfreiwillig. Vielleicht erleben wir gerade, wie wir immer wieder über die Vergangenheit nachgrübeln, wie wir periodisch von alten Ängsten oder Blockaden eingeholt werden oder uns Vorwürfe über Entscheidungen, die wir früher einmal getroffen haben, machen, weil wir das Gefühl haben festzustecken. Doch wir spüren zugleich, wie uns das Gewohnte und Vertraute auch Sicherheit und einen stabilen Rahmen vermittelt. So schwanken wir momentan stark zwischen einer grossen Lust nach Befreiung und Erneuerung einerseits und der Angst, unsere vertraute Welt wirklich hinter uns zu lassen anderseits. In einem Moment fühlen wir uns voller Elan, um uns im nächsten hilflos und ohnmächtig zu erleben. Wahrscheinlich hält uns die Furcht und das Haften am Alten gegenwärtig noch stärker zurück als der Mut, einen Schritt nach vorne ins Unbekannte hinein zu gehen. Das hat durchaus seinen Sinn. Denn wir brauchen noch Zeit, um uns über wichtige Fragen, die uns unter den Nägeln brennen, und die Konsequenzen, die unser Handeln nach sich zieht, Klarheit zu verschaffen.
 

Sich von Schuldgefühlen befreien

Wichtig scheint mir beim gegenwärtigen Prozess zu sein, dass wir uns von Schuldgefühlen so gut es geht befreien. Und zwar von Schuldgefühlen, die in Zusammenhang mit früheren Ereignissen stehen, sowie von Schuldgefühlen, die im Zusammenhang mit Entscheidungen, die wir jetzt treffen (wollen), auftauchen. Wenn wir das Gefühl haben, in unserem Leben Fehler gemacht oder auf das falsche Pferd gesetzt zu haben, dann sollten wir uns daran erinnern, dass das Leben seine eigene Weisheit besitzt. Vielleicht mussten wir einen Umweg gehen, weil dieser für unsere Entwicklung wichtig war. Vielleicht war das, was wir als Umweg ansehen, lediglich die perfekte Vorbereitung auf das Kommende, auch wenn wir das momentan aus unserer Perspektive noch nicht erkennen können. Wenn wir die Vergangenheit auf diese Weise betrachten, entspannen wir uns, lassen los, schwingen im Einverständnis mit dem, was ist, und können uns für das Neue öffnen. Wir würdigen, was war, und finden zu einer Haltung des Friedens, die uns ermöglicht, das Tor zu dem Neuem, das wir ersehnen, aufzustossen.
 

Eine gute Balance zwischen Eigen- und Fremdansprüchen finden

Bei allen wichtigen und grundlegenden Entscheidungen, die wir jetzt treffen, sollten wir uns gewahr sein, dass diese nicht ohne Wirkung und Folgen für unser Umfeld sind. Der Mond im Vollmond-Horoskop steht im Zeichen Waage, das unser Bedürfnis nach Zweisamkeit und Verbundenheit symbolisiert. Dies erzeugt eine gewisse Spannung. Denn die Sonne im gegenüberliegenden Zeichen Widder in Konjunktion mit Uranus animiert uns dazu, unser ganz eigenes Ding zu machen. Entsprechend geht es gegenwärtig ganz wesentlich darum, eine gute Balance zwischen Eigen- und Fremdansprüchen zu finden. Setzen wir einfach unseren Kopf durch, würden wir am Ende nicht froh. Nehmen wir umgekehrt zu viel Rücksicht oder schlimmer noch, machen wir faule Kompromisse, macht uns das aber ebenso wenig glücklich. Die Kunst besteht darin, ehrlich und offen für das Eigene einzustehen, ohne die Bedürfnisse des anderen aus den Augen zu verlieren.

Merkur in Konjunktion mit Chiron im Vollmond-Horoskop kann uns im Austausch und im Miteinander dazu die nötige Sensibilität verleihen. Diese ist auch erforderlich. Denn es mögen jetzt alte Beziehungswunden aufbrechen, oder, wenn wir nicht achtsam sind, neue entstehen. Besonders Themen, die in unserer Zweisamkeit bislang noch nicht gelöst und geheilt werden konnten, dürften sich nun vermehrt melden. Wählen wir also unsere Worte mit Bedacht, ohne umgekehrt uns und unsere Bedürfnisse aus Angst, verletzt oder zurückgewiesen zu werden, zu stark zurückzunehmen. Zugleich ist dies eine Zeit, um zu erfahren, wie heilsam es ist, das eigene Herz sprechen zu lassen. Dann können wir mit noch so schwierigen und herausfordernden Situationen konfrontiert werden, die Verbindung zu unserem Gegenüber bleibt dennoch tief und lebendig.
 

Ein neues inneres Gleichgewicht

Die starke Betonung der Widder/Waage-Achse weist jedoch nicht nur darauf hin, dass Beziehungsthemen momentan stark in den Fokus unserer Aufmerksamkeit rücken. Ebenso geht es darum, ein neues inneres Gleichgewicht in uns selbst zu finden – sei es seelischer oder körperlicher Art. Wir befinden uns momentan in einer Neuorientierungs- bzw. Selbstfindungsphase. In uns passiert gerade viel und Wichtiges. Diese Prozesse brauchen ihre Zeit. Haben wir also Geduld. Vertrauen wir auf unsere seelischen und körperlichen Selbstheilungskräfte. Das Beste, was wir gegenwärtig tun können, ist, dem inneren Prozess so viel Raum und Zeit wie nötig zu geben. Wenn dann der Moment gekommen ist, öffnet sich der Samen und das Neue scheint wie von selbst in uns auf.

Alexandra Klinghammer

 

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