Das Tor der Weisheit durchschreiten

Der Zwillinge-Neumond vom 13. Juni

von Alexandra Klinghammer

Fast ein Monat ist es nun her, dass Uranus ins Stierzeichen eingetreten ist und zeitgleich mit dem Ingress ein neuer Sonne/Mond-Zyklus begann, der nun zu seinem Ende findet. Der Wechsel von Uranus hat seine Wirkung nicht verfehlt. So sind wir noch dabei, uns auf die neue Energie einzustimmen, beziehungsweise Wege zu finden, wie wir mit der neuen Qualität auf stimmige und kreative Weise umgehen können. An vielen Orten war spürbar, wie die Energieverschiebung einiges in Bewegung brachte, zugleich aber auch Unruhe und Nervosität auslöste. Zumal Uranus die meiste Zeit über im Quadrat zu Mars stand. Auf der äusseren Ebene brauchte es einiges an Energie und Einsatz, um mit dem, was sich zeigte und unsere Aufmerksamkeit erforderte, Schritt zu halten. Dies war auch sehr gut auf der politischen Ebene zu beobachten, wo fast im Tagestakt neue Ereignisse auftauchten oder sich Entwicklungen abzeichneten, die teilweise sehr abrupt zu unerwarteten Situationen und Herausforderungen führten. Die disruptiven Tendenzen, die Uranus mit sich bringen kann, wenn er stark angesprochen ist, sind zurzeit deutlich spürbar.

Auf der anderen Seite war es eindrücklich zu sehen, wie in kürzester Zeit auf der inneren Ebene wichtige Entwicklungsschritte angestossen wurden. Ich selbst habe beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass ich in den letzten Wochen zu Einsichten gelangte, die mir meine Lage in bestimmten Situationen so klar und umfassend wie nie zuvor verdeutlichten. Ich begriff, wo ich mich selbst blockierte und wie ich es anstellen könnte, die Dinge mehr in Fluss zu bringen. Ich hatte auf einmal den Mut, Dinge zu denken, zu fühlen, zu planen und zu tun, vor denen ich vorher zurückgescheut wäre oder die mir zuvor zu schwierig, zu gross oder abwegig vorgekommen wären.
 

Neumond vom 13. Juni 2018
13.06.2018, 21:43 LT, 19:43 GT
Zürich, CH (47N23, 08E32)
 

Die Konstellationen des Neumondes

Die hohe energetische Intensität, die wir seit dem Uranus-Ingress erleben, wird auch in den kommenden Wochen weiter spürbar sein. Während einige Themen eine Fortsetzung erfahren, setzt der Neumond darüber hinaus jedoch noch andere interessante Impulse. Er ereignet sich am Mittwoch, den 13. Juni um 21.43 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit. Dabei stehen Sonne und Mond auf 23 Grad Zwillinge und bilden einen Quinkunx-Aspekt zur Lilith/Pluto-Konjunktion in Steinbock. Merkur, der Herrscher des Zwillingezeichens, befindet sich auf 2 Grad Krebs und macht ein exaktes Quadrat zu Chiron auf 2 Grad Widder sowie eine weite Opposition zu Saturn auf 7 Grad Steinbock. Einen ebenfalls sehr exakten Aspekt bildet der laufende Mars zum absteigenden Mondknoten. Beide befinden sich auf 8 Grad Wassermann. Die beiden trennen nur zwei Bogenminuten voneinander. Von Bedeutung ist zudem das Quadrat zwischen Venus auf dem letzten Grad des Krebszeichens - sie wird rund 2 Stunden nach Neumond ins Löwezeichen eintreten - und Uranus auf 1 Grad Stier sowie der harmonische Aspekt zwischen Venus und Chiron. Auch das Wassertrigon zwischen Jupiter auf 14 Grad Skorpion und Neptun auf 16 Grad Fische ist noch gut spürbar und spielt eine unterstützende Rolle bei diesem Neumond.
 

Die zwei Seiten des Zwillingezeichens

Wie jedes Tierkreiszeichen hat auch das Zwillingezeichen, dessen Qualität durch den Neumond aktiviert wird, eine exoterische wie eine esoterische Bedeutung. Seine exoterische Qualität äussert sich in einer neugierigen, gewandten und spielerischen Art auf die Welt zuzugehen und auf sie zu reagieren. Genau diese Qualitäten der Zwillinge können wir jetzt nutzen und in unser Leben einfliessen lassen. Seine Unbekümmertheit und Leichtigkeit hilft, das Leben ein wenig mehr von der lockeren Seite zu nehmen, mit Humor und Flexibilität auf die Wechselfälle der Existenz zu reagieren und sich allgemein seines Daseins mehr zu erfreuen, wozu auch Kontakte und Begegnungen gehören, die uns Spass machen. Auch finden wir jetzt mitunter leichter Zugang zu anderen, haben Lust uns auszutauschen und gelangen auf diesem Weg zu neuen Erkenntnissen. Möglicherweise lernen wir auch jemanden kennen, der für uns zum Türöffner oder Impulsgeber wird, indem uns die Person auf eine gute Idee bringt oder einen wichtigen Kontakt herstellt.

Neben seiner kommunikativen und leichtfüssigen Seite besitzt das Zwillingezeichen jedoch noch eine andere Seite, die weit weniger bekannt ist und sich erst auf den zweiten Blick erschliesst. Nämlich eine Seite von Tiefe und Weisheit. Auf diese Qualität deutet das Symbol des Zwillingezeichens hin, das an das Tor eines Tempels erinnert. Schreitet man durch das Tor, verlässt man damit die alltägliche, profane Ebene und tritt in die Welt des Geistes ein. Das Durchschreiten des Tors öffnet einen für die grösseren Perspektiven des Lebens, dessen Tiefenstruktur und dessen spirituelle Bedeutung. Die Bereitschaft, durch das Tor zu gehen, wandelt den Menschen und führt ihn zu seiner Bestimmung. Er wird zum Merkurius, zum Vermittler zwischen Oben und Unten, zwischen Kosmischem und Irdischem.
 

Zum Kanal schöpferischer Energie werden

Mit dem jetzigen Neumond im Zwillingezeichen können wir zu der Einsicht gelangen, dass jeder von uns Mittler, beziehungsweise ein Kanal ist für die kosmische Energie, die durch jeden von uns auf ganz individuelle und einzigartige Weise wirkt. Wir alle haben der Welt etwas zu geben und die Gelegenheit dies auch zu tun. Zum Kanal des Schöpferischen werden wir, wenn wir mit der Weisheit und Kreativität in unserem Inneren in Berührung kommen und diese in der Welt zum Ausdruck bringen. Die spirituelle Lehrerin Shakti Gawain fasst es treffend wie folgt zusammen:

„In dem Masse, wie du auf deine Intuition hörst und ihr folgst, wirst du ein Kanal für die höhere Kraft des Universums. […] Ein Kanal zu sein, heisst, voll und ganz du selbst zu sein, in dem Bewusstsein, dass du ein Ausdrucksmittel für die höchste kosmische Kreativität bist. […] [Es] bedeutet voll und ganz auf dieser Welt leben, tiefe Beziehungen haben, spielerisch und schöpferisch sein, Geld und materiellen Besitz geniessen und völlig authentisch sein, ohne jedoch nur einen einzigen Augenblick die Verbindung mit der Kraft des Kosmos im eigenen Inneren zu verlieren. Wenn man auf diese Weise lebt, kann man zuschauen, wie der Kosmos durch einen wirkt und einen benutzt, um seine Schöpfungen zu vollbringen. […] Doch um dieser höheren Kraft zu folgen, muss ich meiner Intuition vollkommen vertrauen.“ (Shakti Gawain: Leben im Licht, S.41ff).
 

Vertrauen in die eigene innere Führung

Genau darin, Vertrauen in unsere innere Stimme zu gewinnen, kann uns das gegenwärtige Jupiter/Neptun-Trigon jetzt wunderbar unterstützen. Es stärkt unsere Zuversicht in unsere innere Führung, auch deshalb, weil wir momentan ganz besonders die Erfahrung machen können, dass, wenn wir wirklich auf unsere Intuition hören, die besten Entscheidungen treffen. Angesichts der prominenten Stellung von Mars am absteigenden Mondknoten ist dies gegenwärtig auch besonders wichtig. Denn wir könnten uns zu vorschnellen oder überstürzten Reaktionen und Handlungen verleiten lassen, besonders weil wir uns momentan schneller herausgefordert oder provoziert fühlen oder unter dem Eindruck stehen, schnell vorwärts kommen zu wollen, vielleicht auch unbedingt eine Entscheidung fällen zu müssen. Verspüren wir einen starken Handlungsdruck, sei es von aussen oder innen, ist es daher umso wichtiger, sich nicht zu stressen und aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern sich für die Entscheidungsfindung Zeit zu geben. Lieber einmal über eine Sache schlafen als unnötig etwas zu riskieren. Ausser unser Bauchgefühl gibt uns ganz klar grünes Licht. Dann kann unsere Spontaneität sogar von Vorteil sein. Die Entscheidung, die wir auf diese Weise fällen, dürfte dann nämlich die bestmögliche Wirkung erzielen und uns am schnellsten zum Ziel führen.
 

Wie wir kommunizieren ist entscheidend

Weil die jetzigen Konstellationen einiges an Spannungs- und Konfliktpotenzial bergen, ist es darüber hinaus sehr wichtig, auf die Wahl seiner Worte zu achten. Unter dem exakten Merkur/Chiron-Quadrat können Worte wie ein schneidendes Messer wirken. Gerade in emotional aufwühlenden Situationen dürfte es, wenn wir nicht achtsam sind, zu unschönen Auseinandersetzungen und Verletzungen kommen. Besonders sollten im Konfliktfall nicht alte Geschichte aus der Vergangenheit aufgewärmt werden, indem wir uns gegenseitig Vorhaltungen oder Vorwürfe machen, was damals alles schief gelaufen ist. Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Emotionen zurückhalten oder unterdrücken. Die Energien des jetzigen Neumondes bieten durchaus gute Gelegenheiten, über schmerzliche oder schwierige Situationen zu sprechen, indem wir unserem Gegenüber mitteilen, was uns verletzt oder betroffen macht. Schon alleine, indem wir uns öffnen und uns verletzlich zeigen, kann eine Veränderung in Gang gesetzt werden und alte Wunden können heilen.

Das gilt besonders für Liebesbeziehungen (Venus/Chiron-Trigon), aber auch alle anderen wichtigen Beziehungen in unserem Leben können jetzt von einem achtsamen, mitfühlenden Miteinander besonders profitieren. Das ist auch deshalb wichtig, da die Venus gleichzeitig ein Quadrat zu Uranus bildet. Unser Bedürfnis nach Nähe, nach Geborgenheit und Zugehörigkeit kann mit dieser Konstellation nämlich empfindlich gestört werden, indem Dinge sich in unserer Zweisamkeit plötzlich anders entwickeln oder präsentieren als gewünscht. Andererseits können sich auch neue Situationen und Perspektiven ergeben, die auf- und anregend sind. Und auch unsere sinnlichen Bedürfnisse dürften, wenn Venus kurz nach Neumond in den Löwen eintritt, wo sie fast den ganzen Sonne/Mond-Zyklus bleiben wird (bis 10 Juli), nicht zu kurz kommen.

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