Alte Wunden heilen lassen

Der Fische-Neumond vom 17. März

von Alexandra Klinghammer

Am 17. März um 14.11 Uhr mitteleuropäischer Zeit ereignete sich ein Neumond im Fische-Zeichen. Es ist ein Neumond, der uns auf einer sehr tiefen Ebene mit der Dualität unserer menschlichen Natur in Kontakt bringt – mit unserer irdischen, verwundbaren Seite einerseits sowie mit unserer unsterblichen, spirituellen Seite andererseits. Um mit den Themen, die durch den Neumond aktiviert werden, gut umzugehen, braucht es viel Fingerspitzengefühl, Mitgefühl und Achtsamkeit sowohl uns selbst wie auch anderen gegenüber. Individuell wie kollektiv mag dieser Neumond alte, noch nicht verheilte Wunden aufreissen oder neue schaffen, was nicht nur schmerzhaft, sondern auch verwirrend erlebt werden kann. Zugleich liegt in ihm ein Potenzial verborgen, das uns auf einer umfassenden Weise reifen lässt. Doch werfen wir zunächst, bevor wir diese Themen tiefer behandeln, einen Blick auf die Konstellationen des Neumondes. 
 

Neumond vom 17. März 2018
17.03.2018, 14:11 LT, 13:11 GT
Zürich, CH (47N23, 08E32)
 

Die Konstellationen des Neumondes

Beim kommenden Neumond stehen Sonne und Mond auf 27 Grad Fische in ziemlich genauer Konjunktion mit Chiron auf 28 Grad Fische. Ebenfalls eingebunden in die Neumond-Konstellation ist der Planet Mars, der sich auf den letzten Bogenminuten des Schütze-Zeichens (29.55 Grad) befindet sowie Jupiter, der sich derzeit auf 23 Grad Skorpion rückläufig bewegt. Ersterer bildet ein Quadrat, letzterer ein harmonisches Trigon zur Sonne/Mond/Chiron-Konjunktion. Aufschlussreich ist zudem das Quadrat zwischen Lilith auf 14 Grad Steinbock und Venus auf 13 Grad sowie Merkur auf 15 Grad Widder.
 

Der Weg zur Selbstliebe

Dass wir gerade jetzt einen Neumond in Berührung mit Chiron erleben, ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen, weil praktisch zeitgleich mit diesem Sonne/Mondzyklus Chirons siebenjährige Reise durch die Fische zu Ende geht. So verlässt Chiron am 17. April, und damit nur einen Tag nach Vollendung dieses Zyklus am 16. April, das Fische-Zeichen, um weiter in den Widder zu ziehen (siehe auch Veranstaltungstipp unten).
Zum anderen, weil in diesen Zyklus das Osterfest fällt. Der Leidensweg von Jesus spiegelt wie vielleicht kaum ein anderes Ereignis in der Menschheitsgeschichte das Thema von Chiron in Fische wider. Jesus erlebte Demütigung, Spott und qualvolle Schmerzen am Kreuz. Obwohl Gottes Sohn, konnte auch er dem eigenen Leid nicht ausweichen. Doch am Punkt der tiefsten, grenzenlosen Verzweiflung kurz vor dem Kreuzestod (“Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“), vollzog sich eine Wandlung in ihm (“Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände“). Durch das Annehmen-Können der Situation, durch seine vollumfängliche Hingabe und Akzeptanz erfuhr er Erlösung und Befreiung. Dieser Weg ist im eigentlichen Sinne auch unser Weg. Solange wir gegen das, was uns widerfährt ankämpfen, solange leiden wir.
 

Akzeptanz des Unvollkommenen und Unvermeidbaren

Chiron lehrt uns, dass wir als Menschen verletzlich, verwundbar und unvollkommen sind, weil wir irdische Wesen sind. Dieser Erfahrung können wir nicht entfliehen. Leid, Schmerz, Hoffnungslosigkeit, Ohnmacht gehören zu unserer Existenz. Das Einzige, was wir in solchen Situationen tun können, ist unsere innere Haltung zu verändern, uns auszusöhnen mit dem eigenen Schicksal und Selbstliebe für uns zu entwickeln. Wenn ich alles an mir annehme, jetzt im Moment, mit allem, was ich bin, mit all meinen Schwächen, Ängsten, Gefühlen der Unzulänglichkeit, mit all meinen Defiziten erlebe ich augenblicklich eine innere Transformation. Ich werde frei. Wenn wir auf diese Art Chiron begegnen, erfahren wir seine heilende Kraft. Heilung vollzieht sich dort, wo Liebe, sich selbst annehmen, innerer Friede, Gefühle von Aussöhnung in uns wach werden. Das ist, was wir aus dieser Konstellation schöpfen können. Auf diese Weise kann sie zu einem Geschenk werden.

Mit diesem Neumond wird im besten Sinne ein Samen des Erkennens gelegt. Er symbolisiert den Beginn einer neuen Phase, einer weiteren Stufe auf unserer Entwicklungsreise. Die kommenden Tage und Wochen eignen sich daher gut, um sein Inneres zu erforschen, die Dynamik tieferer Muster zu erkennen und wie sie unser Handeln und Verhalten beeinflussen. Dieser Zyklus kann zu grösserer Bewusstheit führen, indem wir versuchen zu verstehen, was in uns vor sich geht, warum wir fühlen, wie wir fühlen und handeln, wie wir handeln. Sind wir fähig zu Selbstliebe, Verständnis und Akzeptanz? Sind wir in der Lage, uns und anderen zu vergeben und zu verzeihen? Oder bleiben wir gefangen in Selbstverurteilung und Abwertung, für Dinge, die wir uns oder anderen vorwerfen, für die wir uns schämen oder für die wir andere verantwortlich machen?
 

Die Weisheit des Nicht-Handelns

Dieser Neumond macht uns empfindsamer, aber auch empfindlicher. Daher tun wir gut daran, jetzt besonders verständnisvoll und liebevoll mit uns umzugehen. Wir brauchen unter Umständen mehr Zeit für uns selbst, suchen die Stille und das Alleinsein. Die Aussenwelt erscheint uns im Moment einfach zu laut, zu rau oder zu hektisch. Eine Qualität, die jetzt besonders wertvoll ist, ist die Fähigkeit zur Geduld. Bevor wir handeln, sollten wir genauer hinsehen oder eine Situation nochmals reflektieren. Vielleicht spüren wir innere Zweifel oder Unsicherheit in Zusammenhang mit einer Angelegenheit. Darin kann eine tiefe Weisheit verborgen liegen, die uns zeigt, dass unter Umständen noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Nicht zu handeln, kann daher die rechte Haltung zur richtigen Stunde sein. Auf jeden Fall sollten wir vorschnelle Entscheidungen vermeiden und uns vor Aktionismus hüten.
 

Achtsam sprechen, achtsam handeln

Auf kollektiver Ebene mögen in den kommenden Tagen und Wochen Themen oder Situationen in den öffentlichen Fokus rücken, die mit ökologischen Problemen oder Fragen in Zusammenhang stehen oder mit Menschen oder Gruppen, die sich benachteiligt oder ausgegrenzt fühlen. Politisch besteht die Gefahr von kompensatorischem Verhalten, um Gefühle von Schwäche, Selbstzweifel oder Ängste zu überspielen.

Auch individuell mögen wir jetzt auf die eine oder andere Art immer mal wieder gefordert, beziehungsweise herausfordert werden. Wenn nicht wir, dann vielleicht andere Menschen in unserem Umfeld. Mars im Quadrat zu Chiron im Neumond-Horoskop kann starke Wutgefühle entfachen. Fühlen wir uns ungerecht behandelt oder verletzt, könnten wir den Impuls verspüren, wie ein verletztes Tier zurückzubeissen. Unter dem Spannungsaspekt zwischen Merkur und Lilith müssen wir besonders achtgeben, uns nicht in eine Spirale von Vorwürfen und Gegenvorwürfen zu verstricken, was leichter gesagt als getan ist, wenn die Emotionen hochgehen. Doch nur so unterbrechen wir den endlosen Kreislauf von Angriff und Gegenangriff, der nur zu immer mehr Leiden führt. Dieser Aspekt schenkt uns gleichzeitig aber auch die Möglichkeit, Dinge, die lange unausgesprochen blieben, zur Sprache zu bringen und zu bereinigen. Wenn wir uns in tiefem Zuhören üben, bereit, dem anderen vorurteilsfrei zu begegnen und ihn wirklich zu verstehen, gewinnen unsere Beziehungen jetzt an Tiefe, Lebendigkeit und Authentizität. 

Dieser Neumond lehrt uns die heilsame Kraft des achtsamen Sprechens und Handelns. Etwas, das übrigens von unschätzbarem Wert sein wird, wenn Chiron demnächst ins Widder-Zeichen wechselt, wo Gefühle von Wut und Zorn schnell aufflackern und sich in destruktiver Weise ausbreiten können, wenn wir nicht aufpassen. Dieser Neumond ist somit in gewisser Weise auch eine Vorbereitung für die kommenden Jahre.
 

Vom Ego zum Selbst

Achtsam zu sein fällt uns auch dann leichter, wenn wir ein tiefes Gefühl für die Verbundenheit allen Lebens in uns selbst lebendig werden lassen. Das ist vielleicht die Kernbotschaft dieses Neumondes im Fische-Zeichen, der uns das Gefühl des Eingebettet-Seins in etwas grösseres Ganzes vermittelt. Solange wir in unserem Ego gefangen bleiben, leiden wir unter Einsamkeit, Trennung und Angst. Wir fühlen uns abgeschnitten von anderen Ebenen in uns, von unserem Herzen, getrennt von anderen Menschen, von der Natur. Und so erinnert uns dieser Neumond daran, dass wir im Kern spirituelle Wesen sind. Es gibt etwas in uns, das nicht zerstört werden kann, das heil und ganz bleibt, so turbulent und schwierig auch immer unser Leben im Aussen gerade sein mag. Sind wir in Berührung mit dieser Ebene, erleben wir inneren Frieden. Auf diese Weise werden Gräben zugeschüttet, Trennendes vereinigt und alte Wunden heilen.
 

Loslassen, um frei zu werden

Wenn Sie sich mit der Energie des Neumondes ganz bewusst verbinden wollen, dann ziehen Sie sich am Samstagmittag oder am Tag zuvor, wenn die Qualität des Neumondes schon spürbar ist, in die Stille zurück. Überlegen Sie sich, was Sie loslassen möchten. Welchen alten Schmerz tragen Sie immer noch mit sich herum? Gibt es etwas, das Sie so stark an die Vergangenheit bindet, dass Sie keinen inneren Frieden, Glück und Gelassenheit im Jetzt finden können? Spüren Sie in diesen Schmerz noch einmal hinein, lassen ihn ganz zu, ohne ihn zu bewerten. Daraufhin treffen Sie eine klare Entscheidung, eine Vereinbarung mit sich selbst, dass Sie die Vergangenheit nun ruhen lassen. Vielleicht müssen Sie dazu sich oder einem anderen Menschen verzeihen. Schauen Sie, ob Sie dazu in der Lage sind. Wenn ja, vergeben Sie und lassen los. Auf diese Weise schliessen Sie Frieden und können sich wieder fürs Leben öffnen.