Grosse Spannungsintensität

Der Skorpion-Neumond vom 13. November

von Alexandra Klinghammer

Nach den beiden Finsternissen - der Sonnenfinsternis vom 14. und der Mondfinsternis vom 28. Oktober - folgt nun ein nicht weniger prägnanter Sonne/Mond-Zyklus. Sowohl der kommende Neumond vom 13. November, der sich am Montag um 10.27 Uhr (MEZ), ereignet und mit dem der neue Zyklus startet, als auch der Vollmond vom 27. November (10.16 Uhr), weisen einen hohen Intensitätsgrad auf. Bei den vielen markanten Neu- und Vollmonden, die wir seit längerer Zeit erleben, drängt sich einem die Frage auf, wann wir wieder einmal in ruhigere Fahrwasser gelangen. Zumal ja nicht nur die Lunationen auffallend häufig von herausfordernder Qualität sind, sondern die Zeitqualität insgesamt. So hat man den Eindruck, dass eine intensive Konstellation unmittelbar die nächste ablöst. Und in der Tat konstellieren sich am Himmel in letzter Zeit mehr gespannte als harmonische Aspekte. Hat dies eine tiefere Bedeutung? Ich würde meinen ja. Wir befinden uns in einem Epochenumbruch und die naheliegendste Antwort ist, dass sich dies in den gegenwärtigen Konstellationen widerspiegelt. Sofern wir uns von den Ereignissen nicht überrollt, überfordert oder gelähmt fühlen, kann der hohe Intensitätslevel jedoch auch entwicklungsfördernd, ja sogar beschleunigend auf unsere Entfaltung wirken. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie gerade jetzt leben? Vielleicht hat sich Ihre Seele für dieses Leben wichtige Lernprozesse vorgenommen. Und um diese anzustossen, braucht es in der Regel eine gewisse Spannung, nicht selten eine Krise. Wenn alles läuft wie immer und seinen gewohnten Gang geht, fehlt uns meist die Motivation, uns auf den Weg zu machen und wichtige Entwicklungsschritte zu unternehmen.  

In der Tat stehen die Zeichen bei diesem Neumond auf Wandlung. Dies mag sich in kleinen Veränderungen äussern, aber ebenso gut in grösseren, substanzielleren. Der Neumond findet in Skorpion statt, dem Zeichen von Auflösung, Verfall, Ende und Tod, das jedoch gleichzeitig das Geheimnis der Erneuerung und Wiedergeburt in sich birgt. Es geht jetzt möglicherweise darum, etwas, das lange zu uns und unserem Leben gehört hat, loslassen, damit sich etwas in uns transformieren und erneuern kann. So können wir diesen Neumond als wichtigen Schritt auf unserem Weg begreifen. Auf dieses Entwicklungspotenzial weisen der sehr präsente Uranus im Neumondhoroskop sowie Chiron am aufsteigenden Mondknoten hin. Doch dafür gilt es, die sich nun im Leben ergebenden Aufgaben und Herausforderungen anzunehmen und diese so gut es geht zu meistern. Mit der Gewissheit, dass auch wenn wir ein Problem oder eine Sache nicht ganz zu lösen vermögen, unser wahrhaftiges Bemühen dennoch nicht ohne Früchte bleiben wird.

Neben diesem zentralen Thema gibt es natürlich noch weitere, die der neue Sonne/Mond-Zyklus mit sich bringt und die ich im Folgenden skizzieren werde. Doch lassen Sie uns zunächst einen Blick auf die Konstellationen des Neumondhoroskops im Einzelnen werfen. 
 

Die Konstellationen des Neumondes

Neumond vom 13. November 2023
13.11.2023, 10:27 LT, 09:27 GT
Zürich, CH (47N23, 08E32)
 

Beim kommenden Neumond stehen Sonne und Mond auf 21 Grad Skorpion in Konjunktion mit Mars auf 22 Grad Skorpion sowie in Opposition zu Uranus auf 21 Grad Stier. Die Dreifachkonjunktion von Sonne/Mond/Mars bildet darüber hinaus ein harmonisches Trigon zu Neptun auf 25 Grad Fische. Neben dem Sextil zwischen Merkur auf 5 Grad Schütze und Venus auf 6 Grad Waage sowie dem Sextil zwischen Neptun auf 25 Grad Fische und Pluto auf 28 Steinbock ist dies aber schon der einzige harmonische Aspekt, der sich zu Neumond konstelliert. Dagegen finden wir einige Spannungsaspekte und zwar in Form einer Opposition zwischen Lilith auf 5 Grad Jungfrau und Saturn auf 1 Grad Fische sowie zwei Quadraten: Eines zwischen Merkur und Lilith, ein anderes zwischen Merkur und Saturn. Auf diese Weise ergibt sich zwischen Merkur, Lilith und Saturn zugleich ein Leistungsdreieck. Ein schwächerer Spannungsaspekt und zwar in Form eines Halbsextils bildet sich derweil zwischen Venus und Lilith. Auch drei Halbquadrate weist das Neumondhoroskop auf: Eines zwischen Sonne/Mond/Mars in Skorpion und Venus in Waage, ein weiteres zwischen Jupiter in Stier und Neptun in Fische sowie ein drittes zwischen Chiron in Widder und Saturn in Fische. Zudem stehen Venus und Uranus im Anderthalbquadrat zueinander. 
 

Vergessenes und Verdrängtes kommt an die Oberfläche

In meinen einleitenden Worten habe ich auf den Entwicklungsimpuls, den dieser Neumond als Angebot oder Aufgabe anbietet, hingewiesen. Dieser kann von aussen an uns herantreten, aber genauso gut von innen her sich aufdrängen. Dafür spielt Mars, der sich momentan im tiefschürfenden Skorpion befindet, eine nicht unwesentliche Rolle. Aufgrund der engen Verbindung, die er mit Sonne und Mond eingeht, ist er zusammen mit Uranus die stärkste Kraft bei diesem Neumond. Neben dem Neumond selbst natürlich. In diesem Zusammenhang können wir uns daran erinnern, dass Mars – bevor Pluto entdeckt wurde – ebenfalls Herrscher des Skorpions war. Klassisch regiert er nicht nur über das Widder-, sondern auch über das Skorpion-Zeichen.

Die Mars-Energien wirken zurzeit also sehr stark. Dies mag darüber zum Ausdruck kommen, dass alte oder verdrängte Erlebnisse oder Gefühle an die Oberfläche drängen. So kann es passieren, dass einem längst vergessene Dinge, Situationen oder Ereignisse plötzlich wieder einfallen. Oder es tauchen verschüttete Gefühle auf. Vielleicht wird man auch unerwartet von einer Stimmung befallen, ohne dass man diese mit der aktuellen Situation in Verbindung bringen könnte. Möglicherweise gibt es einen Auslöser dafür, vielleicht aber auch nicht. Dies ist aber auch nicht wirklich wichtig. Wichtig ist, dem, was sich jetzt zeigt - den auftauchenden Phantasien, Bildern oder Gefühlen - Raum zu geben. Diese können mit schmerzhaften Erinnerungen oder schwierigen Erlebnissen oder mit unerledigten Geschichten verbunden sein.
 

Liebe heilt alte Wunden

Solchen Prozessen sich zu überlassen, braucht Mut. Nur zu schnell klemmt man ab, wenn es heikel oder schmerzhaft wird. Das ist menschlich. Daher sollte man sich nicht überfordern, sondern nur so viel zulassen, wie für einen selbst möglich und bewältigbar ist. Achtsamkeit und Fürsorge uns selbst gegenüber will der Kosmos uns ja gerade mit Chiron am aufsteigenden Mondknoten lehren. Und die Antwort auf all dies ist die Liebe. Christiane Northrup hat in ihrem Buch «Weisheit» sehr schön beschrieben, was die Liebe in Momenten von Kummer, Frustration oder Wut vermag. Solche Momente sind eine Gelegenheit, sich selbst zu lieben. Sie schreibt: "Wenn Sie das tun, wird sich der wütende, unverbundene Teil von Ihnen auflösen, weil seine Botschaft gehört wurde. Er bekommt die Aufmerksamkeit und Liebe, die er schon immer gebraucht hat." Der Schlüssel zur Transformation (Skorpion) ist die Liebe (Neptun). Darauf weist Neptun, im Neumondhoroskop im harmonischen Trigon zum Skorpion-Neumond stehend, wunderschön hin. 
 

Hüten Sie sich vor vorschnellen Entscheidungen

Es ist dies die ewige Wahrheit. Was wir in Liebe annehmen, heilt. Es ist der Weg zu innerem und äusserem Frieden. Denn Konflikte entstehen dort, wo nicht gefühlt und nicht getrauert wird, sondern wo stattdessen die Wut gegen sich selbst oder gegen andere gerichtet wird. Auch das ist Mars in Skorpion. Unter dieser Konstellation kann sich ein starker innerer Druck aufbauen, der sich unter Stress schnell einmal entlädt. Wenn es intensiv wird, sollte man daher Acht geben, dass man sich nicht zu etwas hinreissen lässt, was man später bereut. Schnell können jetzt Fakten geschaffen werden, die im Nachhinein nicht mehr oder nur mit grosser Anstrengung rückgängig zu machen sind. Das gilt ebenfalls für das gesprochene wie auch für das geschriebene Wort. Seien Sie sich bewusst, was und wie Sie etwas kommunizieren. Was Sie in einer Situation sagen oder nicht sagen, könnte nachhaltige Folgen haben. Denken Sie gründlich nach und bereiten Sie sich auf wichtige Gespräche gut vor.

In der zweiten Novemberhälfte läuft die Venus in die Opposition zu Chiron und anschliessend über den absteigenden Mondknoten im Waage-Zeichen. In dieser Zeit können alte, unverarbeitete Beziehungsthemen aktiviert werden und das Zusammensein belasten. Es braucht in dieser Phase viel Sensibilität im gemeinsamen Umgang. Wenn wir uns der Grenzen, Wunden und Empfindlichkeiten von uns selbst wie unseres Gegenübers bewusst sind und diese berücksichtigen, ist bereits viel gewonnen. Auf diese Weise gelingt es, Vertrauen aufzubauen oder ein solches zu vertiefen. Auch mögen Themen rund um Geld, Reputation und Ansehen nun eine (vielleicht nicht ganz einfache) Rolle spielen und zu Konflikten führen. 
 

Es braucht Geduld, Gelassenheit und gute Nerven    

Kommen wir noch einmal zurück zu den Tagen um den Neumond. An diesen kann es nämlich hektisch und nerven(aufreibend) zu- und hergehen. Auch weil man möglicherweise immer wieder aus Gewohnheiten, Strukturen oder Abläufen herausgerissen wird, etwas Unerwartetes passiert oder einfach zu viel auf einen einprasselt. So muss man eventuell auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren, Umwege in Kauf nehmen oder mit Ausfällen oder Verzögerungen klarkommen. Dies gilt auch im Zusammenhang mit dem Verkehr – sei es auf der Schiene, auf der Strasse oder in der Luft. Möglich sind auch Probleme mit der Elektrizität. Das kann sich ganz harmlos äussern, indem beispielsweise einige Glühbirnen ausfallen und ersetzt werden müssen, bis hin zu lästigeren Problemen, wenn ein Gerät plötzlich den Geist aufgibt oder es anderweitig zu technischen Ausfällen kommt. Es braucht um den Neumond herum wahrscheinlich immer wieder Geduld, Gelassenheit und gute Nerven.

Zum Vollmond baut sich dann erneut eine Intensitätswelle auf, wenn sich zwischen einer Sonne/Mars-Konjunktion in Schütze, Mond in Zwillinge, Lilith in Jungfrau und Saturn in Fische ein grosses Spannungsviereck bildet. Auf keinen Fall sollte man dann Dinge unbedingt durchsetzen oder forcieren wollen. Dies dürfte nur unnötige Widerstände oder Hindernisse hervorrufen. Dieser Sonne/Mond-Zyklus eignet sich nämlich dafür, Hingabe und Akzeptanz zu üben. So gut es geht, mit dem, was sich zeigt, mitzugehen, anzunehmen, was ist, und das zu tun, was erforderlich ist, ist die beste Art auf die momentanen Energien zu reagieren.
 

Sehnsucht nach Lebendigkeit und neuen Erfahrungen

Dieser Zyklus ist ein Gradmesser dafür, wie sehr wir in unserer Mitte sind und wie gut wir in der Ruhe bleiben können, wenn es hektisch wird und die Welt an uns zieht und zerrt. Richtig ist aber auch, dass dieser Zyklus – wenn die Zeit reif dafür ist – wichtige Weichenstellungen ermöglicht. Wir sprühen möglicherweise vor Energie und sind voller Tatendrang. So fühlen wir vielleicht die Kraft und die Bereitschaft in uns, jetzt eine wichtige Entscheidung zu treffen, durch die unser Leben durch neue Erfahrungen bereichert und lebendiger werden kann. Vielleicht merken wir auch, wie in uns der Mut wächst, eine Veränderung zu initiieren, auf die wir schon lange hingearbeitet haben und die wir uns von Herzen wünschen. Doch sollten wir genau prüfen, was wir tun. Wichtig ist, dass wir uns unsere Sehnsüchte und unsere Motivation bewusst machen und uns zudem Rechenschaft darüber ablegen, wie viel Unsicherheit wir gegebenenfalls in der Lage sind zu ertragen. Denn wenn wir uns auf das Abenteuer einer Veränderung einlassen, und uns damit ein Stück weit ins Unbekannte begeben, ist es wichtig, dass dieser Schritt von einer inneren Festigkeit und Gewissheit begleitet und getragen wird. Nur so kann unsere Entscheidung von langfristigem Erfolg gekrönt sein. 
 

Ich wünsche Ihnen für den kommenden Sonne/Mond-Zyklus alles Liebe und Gute. Im Dezember fliessen dann die Energien um einiges ruhiger. Und am 13. Dezember erwartet uns ein besonderer Neumond mit grossem schöpferischem und bewusstseinserweiterndem Potenzial.
 

Ihre
Alexandra Klinghammer 

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