Wenn Loslassen angezeigt ist
Es gibt aber auch Beziehungen, in denen sich die Fronten verhärtet haben und beide Partner nicht bereit sind, von ihren Positionen abzurücken. Sie sind davon überzeugt, dass nicht sie sich ändern müssen, sondern bloss das Gegenüber. In solchen Fällen kann es zum Kampf bis aufs Äusserste kommen und wir müssen uns in einem solchen Fall überlegen, ob wir Lust haben, diesen bis zum bitteren Ende auszutragen. In vielen Fällen dürften wir entscheiden, dass es weiser ist loszulassen, auch wenn wir dadurch im Moment scheinbar Verluste zu realisieren haben. Gespannte Aspekte zwischen Venus und Mars kommen im Kollektivgeschehen auch zum Ausdruck über Krieg (Mars) und Frieden (Venus), wobei solche Zuspitzungen häufig dann stattfinden, wenn sich Pluto oder Saturn dazugesellen. Gerade im Zusammenhang mit Pluto-Themen haben wir es im Kollektivgeschehen nämlich häufig mit völlig unterschiedlichen Mentalitäten und Kulturen zu tun, die aufeinanderprallen, sodass die Kontrahenten aneinander vorbeireden. Zu solchen Entsprechungen gehören wohl die Gespräche zwischen Russland und den USA, bei denen sich unversöhnliche Weltbilder begegnen. In solchen Fällen nützen Gespräche meist wenig und insbesondere dann nicht, wenn die eine Seite davon überzeugt ist, dass ihr Unrecht widerfahren ist, welches nun dringend wettgemacht werden muss. Um ähnliche Themen kann es auch im privaten Bereich gehen, wenn schmerzliche Verletzungen bewirken, dass der eine oder vielleicht auch beide Partner keine Möglichkeit für eine versöhnliche Lösung sehen.
Fig. 1: Vollmond vom 18. Januar für Brüssel
18.01.2022, 00:48 LT, 17.01.2022 23:48 GT
Brüssel, BE (50N50, 4E20)
Vollmond auf der Krebs-/Steinbock-Achse
In Fig. 1 ist der Vollmond vom 18. Januar für Brüssel aufgezeichnet. Das Bild zeigt die Brisanz der Lunation. Der Mond steht im Krebszeichen am MC und die Sonne macht eine Konjunktion mit Pluto am IC. Damit ist eine starke Spannung zwischen dem Volk, der Geborgenheit, die sich das Volk wünscht (Mond im Krebszeichen), und einer autoritären Führung (Sonne Konjunktion Pluto im Steinbockzeichen), die aufgrund ungelöster Themen aus der Vergangenheit Konfrontationen sucht. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die gleiche Konstellation von Sonne/Pluto am IC in Verbindung mit dem Mond im Krebszeichen auch zum Ausdruck bringen kann, dass ein Volk sein Territorium verteidigt und grossen Widerstand leistet. Was die Angelegenheit allerdings komplexer macht: Die Konfrontation wird mit einem mächtigen Gegner gesucht. Hier trifft es sich, dass die Sonne/Pluto-Konjunktion des Vollmondes vom 18. Januar auf 26–28 Grad Steinbock fällt und dies im Horoskop der USA mit einer Rückkehr des Pluto auf dessen Geburtsstellung einhergeht. Diese Wiederholung der Geburtsstellung des US-Pluto nach 245 ½ Jahren, einem Pluto-Umlauf, trifft die amerikanische Nation in einem empfindlichen Moment, denn eine Pluto-Rückkehr bedeutet für ein Land einen dringenden Erneuerungsbedarf, der zunächst zu einer grossen Verunsicherung führt.
Herausforderung der US-Weltpolizistenrolle
Damit finden astrologisch gesehen mit dem Januar-Vollmond Ereignisse statt, die die langjährige Weltpolizistenrolle der USA testet oder infrage stellt. Dabei wird die führende Weltmacht von jenem Politiker herausgefordert, den sie bis vor Kurzem als Anführer einer Regionalmacht betitelte und der der führenden Weltmacht nun eine unangenehme Überraschung beschert. Überraschungen haben mit dem Planeten Uranus zu tun, und es erstaunt nicht, dass die USA, die mit Uranus am Deszendenten bis vor kurzem meist das Monopol für Überraschungen selbst in Anspruch nahmen, nun, mit dem Uranus des Vollmondes am MC für Washington, selbst überrascht werden. Für die Hauptstadt der Ukraine, Kiew, die leidtragende Nation in der stattfindenden Auseinandersetzung, steht im Januar-Vollmond Uranus sinnigerweise am Deszendenten. In einem solchen Fall ist man nicht nur Überraschungen durch Feinde, sondern auch durch Partner ausgesetzt, beides Entsprechungen des siebten Hauses.
Die Konjunktion von Jupiter und Neptun
Wenn es - was unter den schwierigen Venus-, Pluto- und Mars-Konstellationen der nächsten Wochen leider möglich ist - zum ungleichen Krieg kommt und Russland zu einer Teilinvasion der Ukraine schreitet, eine Aktion, die wohl im Geiste der territorialen Mentalität des 1. Weltkrieges gedacht ist und dazu dienen soll, den aufmüpfigen «Kleinrussen» (Putins Bezeichnung der Ukrainer) eine Lektion zu erteilen, ist es aufgrund der bevorstehenden Jupiter/Neptun-Konjunktion denkbar, dass die offiziellen Kriegshandlungen nur von kurzer Dauer sein werden. Wir verfügen nämlich über nicht weniger als drei Beispiele von Kriegen, in denen Russland oder die Sowjetunion involviert waren, nach denen es im Anschluss daran zu Friedensverhandlungen kam, die mit einer Jupiter/Neptun-Konjunktion zusammenfielen: Nach dem Krimkrieg im Jahre 1856, nach dem ersten Weltkrieg 1919/20 und nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1945.
Es kann auch sein, dass wir Glück haben und es stattdessen zu einem konstruktiveren Ausweg aus den Auseinandersetzungen kommt. Auch in diesem Fall sollten wir uns allerdings nicht der Frage verweigern, wie wir – jede und jeder von uns – dazu beitragen können, die Wehrhaftigkeit der Demokratie, in der wir leben, zu steigern. Leider sind wir mit Uranus im Stierzeichen (2018–26) mentalitätsmässig zum Teil in Zeiten zurückversetzt wie jene von 1934–42, als Uranus letztmals im Stierzeichen stand. Unter solchen Konstellationen werden Grenzen willkürlich missachtet, wenn der überlegene Angreifer keine ernsthaften Repressalien zu befürchten hat. Eine entsprechende Drohkulisse aufzubauen, haben im Falle der Ukraine sowohl die Europäer als auch die Amerikaner leider versäumt.
Ein Zufallstreffer ist der Vergleich mit dieser Periode übrigens nicht. Auch der Krimkrieg fand in einer Periode mit Uranus im Stierzeichen statt. Dies war die vorhergehende und sie dauerte von 1850–1859. Auslöser war damals Russlands Forderung nach einem freien Zugang zum Mittelmeer, um den eigenen Machtbereich auszudehnen. Der Krieg ging nicht zum Vorteil Russlands aus. Mehr dazu lesen Sie in der Februar/März-Nummer von Astrologie Heute.
Mit herzlichen Grüssen
Claude Weiss